29.10.2015
2015 - Bericht von Stella
Abschlussbericht
Stella Marie Stolle, Physiotherapeutin
Nach meiner Ausbildung war mir sofort klar, dass ich ins Ausland möchte und dort am liebsten in meinem neuen Berufsfeld arbeiten will. Schnell musste ich feststellen, dass es in Afrika und auch in Südamerika wenig Möglichkeiten gibt, als Physiotherapeutin zu arbeiten. Oft wollen Organisationen Geld dafür haben, dass man sie unterstützt. Dies aufzubringen, wo allein die Flüge sehr teuer sind, schien für mich unmöglich. Mir war es nicht wichtig Geld zu verdienen, sondern reich an Erfahrungen zu werden. Durch eine Freundin aus Innsbruck bin ich auf das Projekt „A chance for Children“ aufmerksam geworden und habe gleich Kontakt aufgenommen. Die Antwort war sofort positiv. Die Christoph Bettermann Schule für Kinder mit einer körperlichen Beeinträchtigung hat ein großes Therapiedepartment, wo zurzeit drei Physiotherapeuten und ein Ergotherapeut arbeiten.
In den ersten paar Wochen musste ich mich an die Gegebenheiten vor Ort natürlich erstmal gewöhnen und auch in der Therapie einen Einstieg finden. Schwierig war für mich einerseits die Neue zu sein, die noch alles kennenlernen muss und sich mit der therapeutischen Situation, die es hier gibt, nicht auskennt und andererseits da zu sein, um neues Wissen an die einheimischen Therapeuten weiterzugeben bzw. Verbesserungsvorschläge zu machen und auf Probleme hinzuweisen. Ich war positiv überrascht von der fortschrittlichen Herangehensweise der Therapeuten und davon, wie enthusiastisch der Großteil der Kinder an der Therapie teilnimmt. Damit die Kinder in Deutschlad überhaupt mitmachen, muss deutlich spielerischer an die Therapie herangegangen werden. Die Materialien hier sind weniger vielfältig und so kam ich auf die Idee eine Hängematte zu entwerfen und von den Mitarbeitern in der Näherei und dem zivildienstleistenden Sebastian umsetzen zu lassen. Das neue Therapiegerät wurde gut aufgenommen und ist nun Teil der Therapie.
Auch außerhalb des Physioraumes hatte ich große Freude den Kindern zu begegnen. Sie waren der Hauptgrund dafür, dass ich mich von Anfang an wohl gefühlt habe. Ich hätte nie gedacht, dass die Kinder es mir so leicht machen und so wahnsinnig viel Freude ausstrahlen würden, sie mit kleinen Gesten so schnell glücklich zu machen sind und sie mir den schönsten Einstieg in Uganda bereiten würden. Besonders das abendliche Vorlesen und Singen mit den Kindern, zusammen mit der Volunteerin Barbara, hat mir große Freude bereitet. Schon bei unserer Ankunft in den Dorms für Jungen und Mädchen kamen die Kinder freudeschreiend auf uns zugelaufen, da sie bereits wussten, dass jetzt Vorgelesen und Gesungen werden würde. 20 Augenpaare, die mir gebannt beim Vorlesen zuhörten, auf die Bilder im Buch zeigten und beim Singen voller Freude mitsangen, bleiben mir mit wohligem Gefühl in Erinnerung.
Mit den Mitarbeitern der CB-School hat es länger gedauert ihr Vertrauen zu gewinnen und ein angenehmes und lustiges Miteinander zu schaffen. In den letzten Wochen war es jedoch umso intensiver. Meine wöchentlichen Rückenkurse haben die Stimmung unter den Mitarbeitern verbessert und mir große Freude bereitet. Die Idee einen Rückenkurs zu geben kam mir, als die Mitarbeiter immer wieder über Rückenschmerzen klagten, da ihre Arbeit hier für den Körper sehr belastend ist. Kurz vor meiner Abreise habe ich von meiner alten Physitherapieschule per Spende Therabänder erhalten, die heute voller Freude in Empfang genommen wurden. Die Therabänder sind ein hervorragendes Therapiematerial sowohl für meine Rückenfit-kurs als auch für die Übungen mit den Kindern.
Als der Physiotherapeut Stephen sah, dass ich mit den Kindern ein mal wöchentlich gebastelt und gemalt habe, bat er mich darum, auch den Behandlungsraum zu gestalten. Also begann ich Figuren an die Wände zu malen, die körperlich aktiv sind oder mit Therapiematerialien spielen.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich sehr dankbar bin für alles, was ich hier erleben durfte. Es wurde mir ermöglicht viele Bereiche der Organisation kennenzulernen und zu erleben, wie sich zwei so unterschiedliche Kulturen gegenseitig ergänzen und eng zusammenarbeiten können.
Die freudestrahlenden Kinder, die angenehme Kooperation mit den Kollegen der CB-School und auch all die anderen Mitarbeiter von "A chance for children" werden mir in positiver Erinnerung bleiben und nun Teil meines Lebens sein.