16.12.2015
2015 - Bericht von Katharina
Eine Zeit voller Höhen und Tiefen, wie eine Achterbahnfahrt. Meine Zeit (Oktober 2014 – Mai 2015) in Uganda war genauso, aber auch die Zeit danach. Ich habe einige Male angefangen diesen Bericht zu schreiben, ihn dann aber wieder zur Seite gelegt. Die Eindrücke und Erlebnisse in Uganda musste ich erst einmal sickern lassen. Ich denke sehr gerne an die Arbeit für „Kindern eine Chance“ zurück, da es für mich sehr erfahrungsreiche sechs Monate waren.
Hier einige Auszüge aus den Berichten, die ich in und nach Uganda angefangen habe und die den Ausdruck „Achterbahn der Gefühle“ verdeutlichen.
Februar 2015 (während meiner Zeit in Uganda):
„Mein Name ist Katharina Holaus und ich bin von Beruf Volksschullehrerin. Eigentlich! Hier in Uganda bin ich vor allem Motivationstrainerin. Ich bin hierhergekommen, um den Lehrern unter die Arme zu greifen. Dass ich an der Arbeitsmoral jedoch solche Anstöße finde, mit dem habe ich nicht gerechnet. Vor allem am Anfang war es für mich unglaublich schwer damit umzugehen. Die Mimik in den Gesichtern, wenn die Lehrer eine Klasse betreten, werde ich nicht vergessen. Gleichgültigkeit, Langeweile und Demotivation waren von ihren Gesichtern abzulesen. Natürlich kann man das auch nicht verallgemeinern, aber größtenteils traf es zu. Damit hatte ich die ersten zwei Monate sehr zu kämpfen. Vielleicht könnte man es auch als Kulturschock bezeichnen. Mit der Zeit veränderte sich jedoch meine Sichtweise auf die Dinge. Der schnelllebige Lebensstil Europas wurde von einem entschleunigten Leben in Uganda abgelöst. …“
Mai 2015 (während des Heimfluges):
„Ich sitze gerade im Flieger und schreibe diese Zeilen kurz nach dem Start. Unter mir sehe ich ein so wunderschönes Land. Uganda ist eine Explosion an Grüntönen. Wie schwer es mir jetzt fällt dieses Land zu verlassen, hätte ich mir am Anfang nicht gedacht. Es war vor allem zu Beginn ganz und gar nicht einfach. Jeden Tag gab es unglaublich schöne Momente, aber auch immer wieder Situationen, die mich herausforderten und viel Kraft und Energie abverlangten. Es hat sehr lange gedauert bis ich mich komplett auf das Land, die Leute und ihre Kultur eingelassen habe. Ich musste mich erst mit Uganda zusammenraufen. Die letzte Zeit war ich hin und her gerissen zwischen Sehnsucht nach der Heimat und Abschiedsschmerz. Ein Freund sagte, dass ein Teil von meinem Herzen in Uganda zurückbleiben wird und so ist es auch. Ich habe die Menschen liebgewonnen und die Art und Weise, wie sie ihren Alltag bestreiten, angenommen. Europa vs. Uganda – unterschiedlicher geht es gar nicht. Ich bin von einer Ecke der Schule zur anderen gerannt. Die Lehrer haben das belächelt, denn sie sind schön langsam einer Sache nachgegangen. Langsamer bin ich nicht geworden, aber gelassener. Die Zeit in Uganda hat mich sehr viel gelehrt und ich hoffe die Lehrer konnten auch etwas von mir lernen. …“
Juni 2015 (wieder daheim in Österreich):
„Ich war ein halbes Jahr für „Kindern eine Chance“ als Lehrerin im Einsatz. Viele Kinder in Uganda haben große Schwierigkeiten in Mathematik, somit lag mein Schwerpunkt darin, den Mathematikunterricht in unseren Schulen zu verbessern. Mir war es wichtig, dass die Kinder Mathematik nicht als anstrengend, sondern als lustbetont und herausfordernd erleben. Durch lustige Mathespiele versuchte ich die Stunden spannend und übungsreich zu gestalten. Diese Spiele sollten ohne großen Aufwand, aber mit viel Bewegung, Lerninhalte ganzheitlich und nachhaltig vermitteln. Die Kinder in Uganda sitzen noch viel mehr Stunden in ihren Klassen, als die Schüler in Österreich. Zudem sind die Klassenräume viel zu klein und die Schüleranzahl viel zu groß. Die Spiele sollten deshalb auch als Bewegungsimpulse dienen und den Unterricht etwas auflockern. Ich versuchte den Lehrern zu vermitteln, dass durch Bewegungsspiele Kinder leichter und besser lernen und es auch für die Lehrperson angenehmer ist zu arbeiten. Sie unterrichten effizienter, haben weniger Mühe, weniger Stress und zudem mehr Spaß im Klassenzimmer. …“
November 2015 (vor einigen Tagen):
„Wenn ich mich heute an die Zeit in Uganda zurückerinnere, denke ich vor allem an die Arbeit mit den Lehrern und Direktoren. Ich war in den letzten zwei Monaten in den Schulen der Organisation unterwegs und habe in den Klassen mit den Lehrern einige Tage intensiv gearbeitet. In dieser Zeit hatte ich das Gefühl, dass die Lehrer daraus wirklich profitieren konnten. Die Beziehung zwischen den Lehrern und mir hatte sich positiv entwickelt. Ich war zum Schluss nicht mehr die „Weiße“, die kam und sie kontrollierte, sondern die Zusammenarbeit wurde wertgeschätzt. …“
Die kurzen Ausschnitte sollen einen Eindruck vermitteln, wie es mir in der Zeit ergangen ist. Es war nicht immer alles leicht und schön, aber es ist auf jeden Fall sehr bereichernd für einem selbst. Ich frage mich im Nachhinein oft, ob noch viel von dem, was ich versucht habe zu bewegen, noch weiter wirkt.
Ich bin dem Verein „Kindern eine Chance“ sehr dankbar, dass sie mir die Möglichkeit gegeben haben, diese Erfahrungen machen zu dürfen! Dankeschön!