09.05.2016
2016 - Bericht von Anne
Praxissemester in Zigoti
Schon lange stand für mich fest, dass ich mein Praxissemester in Afrika machen möchte. Durch Zufall stieß ich während meiner Recherche nach geeigneten Organisationen auf „Kindern eine Chance“ und war sofort begeistert von dem Projekt! Aufgeregt und gespannt auf mein neues zu Hause für die nächsten 7 Monate landete ich in Uganda und wurde sofort in seinen Bann gezogen. Der rauchige Geruch, die atemberaubende Landschaft, die lebhaften Ortschaften und die Musik die aus allen Ecken strömt. Zigoti gefiel mir auch auf Anhieb und durch die vielen lieben Leute war das Eingewöhnen in das neue Leben gar nicht so schwer, sondern total schön und aufregend.
Mein Aufgabenbereich war das Social Work Department und die Christoph-Bettermann-Schule.
Unterwegs mit den Sozialarbeitern musste ich mich erst einmal an die Lebensumstände und -standards in den Dörfern gewöhnen, denn am Anfang hat mich jedes Haus und jede Familiengeschichte schockiert. Mit der Zeit und durch ganz viele Gespräche habe ich gelernt Lebenslagen und Situationen besser einzuschätzen und es wurde leichter aktiv mitzuarbeiten.
Für mich war es unglaublich spannend so tief in die Kultur eintauchen zu können und so viel Kontakt mit den Einheimischen zu haben. Ich habe so viele wahnsinnig schöne Momente erlebt und Dinge gesehen, die ich bei einer normalen Reise niemals mitbekommen hätte.
Ich war total froh, dass ich trotz der Sprachbarriere immer komplett in Hausbesuche eingebunden wurde. Alles wurde für mich übersetzt und Maßnahmen oder Ratschläge gemeinsam diskutiert und ausgemacht. Schön waren auch die Möglichkeiten eigene Projekte zu starten. Im Team der Christoph Bettermann Schule stellten wir zum Beispiel das neue Konzept der Subcounty Clinic auf die Beine. Gemeinsam mit den Therapeuten tauschte ich in mehreren Meetings Pläne, Abläufe und Ideen aus, bis unser erster Outreach vor der Tür stand. Glücklicherweise ein voller Erfolg, wodurch das Projekt jetzt auch weiter durchgeführt wird! Zusammen mit Rose, der Sozialarbeiterin und Nurse Betty stellte ich einen neuen Workshop über HIV/AIDS und sexuell übertragbare Krankheiten auf die Beine, der in unseren Secondary Schools regelmäßig durchgeführt werden soll. Die gemeinsame Vorbereitung und anschließend positive Rückmeldung auf beide Projekte schweißte das Team unglaublich zusammen.
Gegen Ende meines Praktikums fanden Yusuf (Field Officer) und ich ein Kind mit einer schweren Mangelernährung. Der Moment, in dem wir die Hütte betraten und Gerald dort fanden war der bewegenste meines ganzen Aufenthaltes. Gerald wurde gemeinsam mit seiner Schwester ins Krankenhaus gebracht und dort medizinisch versorgt, bis er in die Bettermann-Schule umziehen konnte. Mittlerweile ist er aus der Gefahrenzone raus und auch seine Schwester, die für ihn verantwortlich ist und sich um ihn kümmert, arbeitet nun als Helper in der Schule mit. Am Ende wurde die Geschichte „Gerald“ zu meinem Highlight. Mitzuerleben wie sich ein Kind zurück ins Leben kämpft und in rasender Geschwindigkeit Fortschritte macht, war eine Erfahrung die mich sehr berührt hat und die ich mit Sicherheit niemals vergessen werde.
Es war eine wunderbare Zeit in Zigoti. Die Erfahrungen, Erinnerungen und Freundschaften, die ich in meinen Monaten in Uganda gesammelt habe möchte ich nie wieder missen und ich kann es jedem nur empfehlen ich auf das Abenteuer einzulassen!