18.05.2022
Aufenthalt Stefan Februar/ März 2022
Welcome to Uganda!
Das hieß es heute früh für mich, als mich Disan, der Fahrer unseres Vertrauens, am Flughafen abholte.
Vom Flughafen ging´s nach einem Zwischenstopp in Kampala gleich nach Tanda in unsere Gehörlosen Schule. 127 Kinder werden dort auf Zeichensprache unterrichtet. Übrigens gibt es leider keine internationale Zeichensprache. Also die Gebärdensprache hier ist für jene die sie in Österreich beherrschen genau so unverständlich wie für mich. Ich bin schon froh dass ich mir die Begrüßungsgebärden merken kann, und meinen eigenen Namen, also das Zeichen dafür: ein Griff an das Schildkapperl das ich hier ständig trage.
2. Tag
Heute war in Nakaziba großer Workshop für unsere Headteachers. Es war der letzte einer ganzen Serie von Workshops, die unser Vorstandsmitglied David für unterschiedliche Gruppen unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber teilweise auch für Jugendliche, gegeben hat. Es ist toll zu sehen, wie sich das Team immer weiter entwickelt.
Ich nutzte die Zeit, um mir vor allem 3 unserer Kindergärten anzuschauen. Dort sind derzeit nämlich neben unseren Lehrerinnen auch die Schüler und Schülerinnen unseres Kindergarten Colleges tätig. Sie haben gerade Praxismonat.
In den Spielzeiten im Kindergarten wird jetzt auch Fahrradfahren gelernt. Speziell für Mädchen etwas Außergewöhnliches. Denn Fahrrad fahren und Motorrad fahren ist in Uganda hauptsächlich dem männlichen Geschlecht vorbehalten. Doch nicht so bei uns! Nach dem Workshop in Nakaziba traf sich nämlich noch die Ladies Motorbikegroup zum Training.
3. Tag
Es ist unheimlich schön zu sehen wie nach fast zwei Jahren Lockdown in den Schulen wieder Leben eingekehrt ist. Während dieser langen Zeit hatten wir in unseren Schulen nur Kleingruppenunterricht. Das war besser als nichts, aber trotzdem kein Vergleich zum normalen Schulalltag, der nun wieder eingekehrt ist. Nur unsere Behinderteneinrichtungen durften dank einer Sondergenehmigung offen bleiben.
Die meiste Zeit verbrachte ich heute im großen monatlichen Headmasters Meeting. Und es war toll zu hören wie der Schulstart in all unseren Locations angelaufen ist, aber auch etwas langwierig……immerhin gibt es 9 Kindergärten, 8 Primary Schools, 3 Secondary Schools, 5 Behindertenschulen, eine Kindergärtnerinnen Schule…. und alle hatten etwas zu berichten. Etwa 4.500 Kinder und Jugendliche sind es jetzt, die in unseren Bildungseinrichtungen unterrichtet werden.
Und nun gibt es nach einem langen Tag noch ein kleines Farewell für unseren Vorstandskollegen David, der heute Nacht zum Flughafen gebracht wird. Und A Chance for Children wäre nicht was es ist, würde nicht auch diese Gelegenheit als Learning opportunity genutzt werden. So dürfen sehr viele Jugendlichen ihre erste große Rede auf Englisch halten.
4. Tag
Am Wochenende hat unsere Köchin in Nakaziba frei. Da übernehmen dann die Jugendlichen selbst das Regiment in der Küche. Gekocht wird am Holzofen in riesigen von unseren Schlossern selbstgemachten Töpfen.
Dreimal die Woche gibt es Poscho und Beans. Also einen Polenta ähnlichen Maisbrei mit Bohnen. Das mag eintönig klingen, ist es übrigens auch, aber immer noch besser als in den meisten anderen Schulen, wo es das sechsmal die Woche gibt. Und bei uns gibt es sogar noch Salat dazu. Etwas was die Jugendlichen anfangs nur sehr zögerlich kosteten, jetzt aber lieben.
Für jene, die am Monatsende noch etwas von ihrem Taschengeld, das wir Ihnen zahlen, übrig haben, machen Peter und Vincent Chapati. Das sind kleine Teigfladen, die entweder pur oder bei größerem Budget mit Ei und Tomaten gefüllt als sogenannte Rolleggs gegessen werden.
Der Verkauf dieser Chapati ist das „Small Business Project“ der beiden. Unter Anleitung starten sie so ihr eigenes Geschäft innerhalb der Organisation und sind auch am Gewinn beteiligt.
Da der Samstag nur ein halber Arbeitstag ist, bleibt auch noch genug Zeit für das Brass Band Training. ….oder auch einfach nur zum Ballspielen.
5. Tag
Energieautark werden
Neun unserer 14 Standorte sind in Gegenden, wo es kein öffentliches Stromnetz gibt. Aber so ist es eben, wenn man sich zum Ziel setzt die Entwicklung im ländlichen Raum zu unterstützen.
Aber eine wirklich große berufsbildende Schule in einer Gegend ohne Strom aufzubauen war uns vor 4 Jahren doch etwas zu gewagt.
Daher hatten wir mit den lokalen Behörden schriftlich vereinbart, dass Nakaziba einen Stromanschluss bekommt. Immerhin wären es nur 3 Kilometer zur nächsten Stromversorgung.
4 Jahre später warten wir noch immer.
Daher haben wir im Herbst 2021 mit Hilfe einer Gruppe aus Deutschland die vermutlich größte Solaranlage im gesamten Distrikt Mityana gebaut.
Damit werden unter der Woche die Werkstätten betrieben.
Also zum Beispiel eine Starkstrom Hobelmaschine oder eine Kreissäge, Schweißgeräte und ähnliches. Das Teuerste und nebenbei auch das umweltbelastendste bei so einer Insel Solaranlage sind die Batterien. Daher haben wir uns bemüht diese so klein wie möglich zu dimensionieren.
Die Frage war jetzt, was tun mit der Sonnenenergie, die auch am Wochenende zur Verfügung steht, in den Werkstätten nicht benötigt wird und nicht gespeichert werden kann?
Die Lösung ist unsere elektrische Maismühle, die zumindest zum Teil die Dieselmühle in Zigoti ersetzen soll, die bisher die 5 Tonnen Maismehl produzierte, welche wir wöchentlich alleine hier in Mityana-Distrikt brauchen. Daher wird jetzt speziell am Wochenende in Nakaziba ununterbrochen Mehl gemahlen, um ja alles an Sonnenenergie zu nutzen, was vom Dach kommt, und damit möglichst viel Diesel einzusparen. Das ist nicht nur umwelttechnisch toll sondern auch wirtschaftlich.
Mehr Fotos von der Reise findet ihr in unserer Bildergalerie