23.03.2009
2009 - Woche 1: 29. Juli bis 4. August
Früh am Morgen des 29. Juli sind wir in Entebbe angekommen, erwartet bereits von Ian und Mathew, unserem bereits bewährten Matatu (Taxi) Fahrer. Es war so, als hätten wir uns gestern verabschiedet, völlig unkompliziert und vertraut.
Außer den beiden hat niemand gewusst, wann wir genau wiederkommen und so gab es ein großes Hallo als wir uns in Zigoti sehen ließen.
Die Farm
Josephine hat uns sofort die Farm gezeigt und alles, was in den letzten 4 Monaten passiert ist. Wir haben mittlerweile 96 Hühner, die in den kommenden 3-4 Wochen hoffentlich die ersten Eier legen werden. Unseren Kühen Kisakye und Didi geht es prächtig und Kisakye sollte im September kalben. Auch die Schweine sind wohlauf, 2 junge Schweine, einen Eber und eine trächtige Sau haben wir im Stall. Der Nachwuchs wird für September erwartet. David und Josephine waren sehr fleißig und haben gute Aufbauarbeit geleistet. Viel Gemüse wurde in den letzten Wochen geerntet, die Kinder konnten Melanzani, Tomaten, Zwiebel, Paprika, und verschiedene lokale Gemüsesorten („greens“) verspeisen. Auch die Beete der Kinder sind mittlerweile abgeerntet und die jungen Farmer haben uns stolz von ihren Anbauerfolgen berichtet. Jetzt wachsen wieder neue Melanzani und Tomaten heran und ein abwechslungsreicher Speisplan ist gesichert. Wie Ian berichtet, haben auch viele der Senior Students ihre Mitarbeit auch nach unserer Abreise fortgesetzt. Manche erwartungsgemäß waren aber auch nachlässig und mit ihnen wird es eine Unterredung geben, was die Mitarbeit und unsere Unterstützung betrifft. Wir sind aber im Großen und Ganzen wirklich sehr zufrieden, was auf der Farm passiert ist.
Die Schule
In der Schule ist sicherlich wieder einmal der größte Fortschritt zu sehen. Die Senior School wurde renoviert und nun gibt es auch dort einen Betonboden, Türen und ein großes Vordach, unter dem die Kinder in den Freistunden lernen können. Das Internatsgebäude wurde kürzlich schon bezogen und die Mädchen schlafen nun alle in Stockbetten unter Moskitonetzen im neuen Gebäude. Die Burschen haben ihr Quartier im Uli Huber Gebäude bezogen, gleich neben der Bibliothek. Die Bibliothek wird regelmäßig genutzt, und unsere Schreibmaschinen haben sich wirklich bewährt. Wir bekommen eine eigene Vorführung, wie flink viele der Kinder mittlerweile die Tastatur beherrschen, einige schreiben wirklich schon im 10-Fingersystem, andere üben noch fleißig „fdsa“ und „jklö“. Alle Laptops funktionieren noch und werden auch genutzt. Ceasar hat alle seine Lehrer am Ende des ersten Trimesters eines Tests unterzogen und wirklich all jene ausgetauscht, die nicht bestanden haben. So lernen wir einige neue LehrerInnen kennen, die auch sehr engagiert zu sein scheinen.
Die Kinder sprechen Englisch
Für uns sicherlich das Erfreulichste ist aber der enorme Fortschritt den die Kinder gemacht haben. Sie sehen gesund und froh aus, und ihr Englisch hat sich deutlich verbessert. Selbst unsere Top Class Schüler können mittlerweile einige Sätze Englisch sprechen. Vor allem sprechen die Kinder sehr viel Englisch untereinander. Wenn die Kinder miteinander Memory spielen, dann sagt Babi jetzt „I pick“ und Brenda antwortet „Then it is my turn“. Die Kinder werden angehalten neben ihre Muttersprache Luganda auch Englisch zu üben und im Unterricht werden die besten Sprecher auch belohnt. Unsere Anwesenheit ist natürlich wieder ein zusätzlicher Ansporn Englisch zu lernen (Englisch ist ja Amtsprache in Uganda und ist wirklich die Hauptsprache, da es zusätzlich noch mindestens 25 Sprachen und Dialekte in den unterschiedlichen Regionen des Landes gibt). Wir bekommen auch eine eigene Aufführung, bei der einige zufällig von Cesar ausgewählte Kinder kurze Reden halten. Am meisten beeindrucken uns Yudaya und Susan, beide Schülerinnen in der Primary 1, mit ihren kurzen und charmanten Ansprachen.
Am ersten Abend kocht Ian für uns und das gesamte KINDERN EINE CHANCE Team hier in Zigoti: Josephine und David von der Farm, unsere Köchin Juliet, Direktor Ceasar und Helen und Betty, die guten Seelen der Schule. Es ist eine Freude zu sehen, wie gut sie sich alle untereinander verstehen. Ian sagt, sie seien mittlerweile alle zu Freunden geworden. Und für uns ist es natürlich nochmal so schön zu sehen, dass auch die Kinder sie alle schätzen und respektieren.
Für uns war die Ankunft in Zigoti wirklich wie ein nach Hause kommen. Wir haben uns sofort wieder wohl gefühlt und schnell eingelebt. Unseren ersten vollen Tag haben wir mit diversen Besprechungen verbracht. Mit Josephine wurde die Planung auf der Farm besprochen. Sie zeigte uns auch ihre Buchhaltung, die noch ein wenig verbesserungswürdig ist. Mit Ceasar haben wir besprochen, was in der Schule weiter passieren soll (Schulküche fertig stellen, Latrine bauen, etc.). Natürlich sind wir auch mit Ian die Buchhaltung durchgegangen. Ian weiß auch über alle Kinder Bescheid, im Großen und Ganzen auch hier keine Probleme oder gröberen Zwischenfälle.
Stefan hat sich gleich der Reparatur der Kinderräder gewidmet und einige Burschen waren ganz begeistert und aufmerksam bei der Sache. Das war auch gut, denn die Räder haben andauernd irgendwelche "Patschen" oder andere Probleme und bereits nach 2 Tagen haben sich die Kinder selber als Mechaniker betätigt. Oft dauert es dann zwar länger, aber das Erfolgserlebnis ist am Ende natürlich enorm.
Ungekochtes Gemüse ist kein Essen
Eingangs haben wir ja erwähnt, dass sich der Speiseplan der Kinder sehr verbessert hat, aber das Gemüse wird eigentlich immer gekocht. Die Kinder haben oft auch die Einstellung „if it is not cooked it is no food“ ("Wenn es nicht gekocht wurde, ist es kein Essen"). Diese Aussage hatte natürlich auch Sinn, als es noch kein sauberes Wasser gab. Doch jetzt, da sauberes Wasser zum Waschen des Gemüses zur verfügung steht, kann es durchaus auch roh gegessen werden. Also haben wir den Kindern bewiesen, wie lecker Salat sein kann. Wir haben gemeinsam mit Stella und Joan, zwei der älteren School Depender eine große Schüssel Salat mit Tomaten, Zwiebeln und Avocados gemacht und sogar Knoblauch ins Dressing getan. Wie eine wilde Meute sind sie alle über den Topf hergefallen und am Ende haben Stella und Joan noch eine zweite Schüssel gemacht und für die anderen Kinder in die Schule mitgenommen. Ab jetzt wird es wohl öfter einmal etwas zu essen geben, was bisher als „no food“ angesehen wurde.
Neue Schulen
Während unserer Abwesenheit sind wieder zahlreiche Bittsteller zu Ian gekommen. Er hat sich alle Projekte, die um Hilfe baten, angeschaut und zwei davon als besonders unterstützungswürdig ausgewählt. Diese beiden Schulen haben wir am Montag besucht.
St. Jude Nursery and Primary School ist ca. 15 km von Zigoti im Landesinneren. Die Ortschaft heißt Bongole und es gibt dort zwar eine staatliche Schule, aber die ist erstens komplett überfüllt und zweitens ist die Lehre dort anscheinend extrem schlecht. Also hat sich eine Gruppe engagierter Leute zusammengefunden und die Schule gegründet. Angefangen wurde 2006 und derzeit werden 136 in Baby-, Middle-, Top-Class sowie Primary 1 und 2 unterrichtet. Die Lehrer besuchten teilweise ein „Teacher’s College“, teilweise haben sie einen Senior 6 (=A-Level) Abschluss. Engagiert sind sie sicher alle. Das Land, auf dem sich die Schule befindet, ist sehr klein und gehört dem Direktor privat. Es gäbe aber ein weiteres Grundstück, auf dem die Gruppe plant irgendwann einmal eine Schule zu bauen, falls es Unterstützung von Außen gibt. Unser Besuch war sehr informativ und die Lehrer wirken sehr bemüht und gewissenhaft. Sie erarbeiten nun Vorschläge, welche Art von Unterstützung sie sich konkret vorstellen und werden sich dann bei uns melden (Anmerkung: nach unserer bisherigen Erfahrung hier ist es aber keinesfalls sicher, dass sie sich wirklich melden. Oft schon haben sich scheinbar aktive Leute nach einem ersten Gespräch nicht wieder gemeldet. Der Aufwand sich selbst Gedanken zu machen scheint oft zu groß)
Die zweite Schule, Kakindu Nezikookolima Primary School, verdient rein äußerlich den Namen Schule eigentlich nicht. Es gibt kein Gebäude, nur ein paar Holzstangen und Plastikplanen, die vor Sonne und vor Regen schützen sollen. Hawa Nakitto ist die äußerst engagierte Direktorin, die vor zwei Jahren gemeinsam mit der örtlichen Community die Schule gegründet hat. Der Grund, auf dem die 123 Schüler unterrichtet werden, ist kaum größer als 800m². Wenn alles klappt werden wir uns in einer Woche mit Hawa und dem Eltern Komitee zusammensetzen und besprechen, wie wir hier helfen können. Die Besuchen haben uns aber wieder vor Augen geführt, dass es erstens viele engagierte Menschen gibt, die nur das Beste und vor allem Bildung für die Kinder wollen und dass es zweitens für uns jede Menge Betätigungsfelder auch abseits der St. Mary’s School gibt.