04.05.2015
2015 - Bericht von Kathi
Meine Eindrücke und Erlebnisse in Uganda werden mich noch lange begleiten und mit mir gehen. Wenn ich so zurückdenke, an meine ersten Nächte in meinem kleinen Häuschen gleich neben der Christoph Bettermann Schule, werden in mir unendlich viele Erinnerungen geweckt. Dass die Grillen und Insekten in der Nacht so enorm laute Geräusche von sich geben, habe ich von Anfang an sehr gemocht.
Mir hat es so gut gefallen, weil man merkte, dass das Leben niemals still steht. Oder wenn es so kräftig auf das Blechdach regnete, dass man sich im Haus mit normaler Lautstärke kaum noch unterhalten konnte. Und obwohl es regnete, verbrachte ich mit meiner Mitbewohnerin viel von dieser Zeit draußen auf der Terrasse, wo wir gemütlich zusammensaßen.
Die Anfangsphase war natürlich eine extreme Umstellung. An die Hauptstadt Kampala zum Beispiel musste ich mich erst gewöhnen. Die Menschenmassen, der dichte Verkehr und die verschmutzte Luft hatten aber bald ihr eigenes Flair. Eigentlich konnte ich Städte nie so wirklich leiden, ich wollte immer wieder so schnell wie möglich raus. Auch in Kampala dachte ich mir:“Ganz schön verrücktes Chaos hier!“, aber umso öfter ich hinfuhr, umso mehr konnte ich mich in die Fluten des Verkehrs und der Menschen einordnen. Die Boda Boda Fahrten mochte ich am liebsten. Boda Bodas sind Mopedtaxis, die Einen von A nach B bringen. Sie finden immer einen Weg, egal wie viel Platz zum Fahren ist und wie viele andere Verkehrsmittel oder Menschen gerade im Weg stehen. Ich muss gleich dazusagen, es ist nicht im Geringsten jedermanns Sache und ungefährlich ist es natürlich auch nicht. Aber die Ugander haben ihre eigenen Verkehrsregeln und sobald ich sie mal verstanden habe, fühlte ich mich wohler. Auch schlenderte ich sehr gerne durch die Essens- und Gewandmärkte und ließ mir fremde Gewürze oder Früchte zeigen. Man hat auch immer wieder nette Begegnungen mit den Einheimischen, auch wenn es nur kurze Gespräche sind oder man beim Kauf eines Souvenirs zu handeln versucht. Handeln lernt man übrigens in Uganda, egal wo man ist. Ob man sich auf der Straße von den kleinen Essensständen ein Roll-Eg (Eingerolltes Fladenbrot mit Ei) holt oder sich eine Ladung Bananen oder Avocados als Nachschub in den Rucksack steckt, handeln gehört dazu. Am Anfang war ich etwas genervt aber mit der Zeit freundete ich mich damit an, dass mich eigentlich jeder mit dem Preis übers Ohr hauen will und sein Glück versucht.
Die Matatufahrten mochte ich auch sehr gerne. Es handelt sich dabei um einen VW-Bus mit zwölf Sitzen, in dem aber 18 Personen samt Handgepäck und Hühnern Platz finden. Man hatte immer was zu schauen, ob es die üppige Landschaft oder das Treiben der Menschen im Alltag war. In Erinnerung werden mir auch die Männer bleiben, die uns auf der Durchreise einen ihrer Snacks verkaufen wollen. Zielstrebig und schnell laufen sie auf das zum Stehen kommende Fahrzeug zu und es bildet sich eine Menschentraube um das Matatu. Die Straße ist nun nicht mehr sichtbar, durch die Fenster reichen die Hände der Verkäufer und vor meiner Nase türmen sich nur noch die gegrillten Fleischstäbchen, Kochbananen und frittierte Heuschrecken.
Das und noch viele zahlreiche lustige aber auch traurige Erfahrungen werde ich nie vergessen.
Doch nun möchte ich euch gerne schildern, in welchen Bereichen ich mich in der Christoph Bettermann Schule verantwortlich fühlte.
Als eine meiner Aufgaben sah ich die Unterstützung der Internatsmitarbeiter in der Betreuung der Kinder im Nachmittagsprogramm. Wir verbrachten viel Zeit mit Spielen, Basteln oder im Garten. Ein besonderes Erlebnis für die Kinder waren die Besuche zur Hauptstraße. Wir fuhren alle gemeinsam mit Sack und Pack auf die nahegelegene kleine Wiese. Einige Kinder bewegen sich kriechend fort, andere wurden mit den Rollstühlen die holprige braune Lehmstraße geschoben, aber das hielt uns natürlich nicht von unserem Ziel ab. Dort angekommen, beobachteten sie eindrucksvoll die vorbeifahrenden Lastwagen mit Vieh und die hupenden Autos und winkten ihnen vergnügt zu. Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen war unter anderem auch das Tanzen mit den Kindern in Begleitung von Trommeln. Dies wurde fleißig mit Gesang und typischen Jubelschreien der Einheimischen begleitet.
Als Krankenschwester fühlte ich mich auch für das Wohl der Kinder und der Mitarbeiter verantwortlich und versuchte so gut es ging mein Wissen weiterzugeben und mich um sie zu kümmern. Die Fahrten zum Zahnarzt oder ins Krankenhaus wurden ebenso ab und zu von mir begleitet. Weiteres versuchte ich gezielt mehr auf den Bereich Hygiene einzugehen, ob es sich um das Waschen der Kinder handelte oder um das versorgen von Wunden. Ich versuchte ebenso meine Ideen in die Abendpflege der Kinder einfließen zu lassen. Da einige Kinder auch traumatische Erlebnisse hinter sich hatten, wurde die „Basale Stimulation“ als Angebot in den Alltag der Kinder eingebaut, die sie gerne annahmen. Sie sind für jede kleine Aufmerksamkeit sehr dankbar und freuen sich, wenn man mit ihnen Zeit verbringt und ihnen Zuneigung schenkt!
Ein Problem, das sich durch die ganzen drei Monate meines Aufenthalts durchzog war die Motivation der Mitarbeiter. Ich finde es wichtig, dass man sich als Freiwillige bewusst ist, dass ein Aufgabenbereich das Kontrollieren der Mitarbeiter ist, ob sie ihre Tätigkeiten auch verantwortungsvoll und richtig ausführen. Ob es darum geht, Spiele vorzubereiten und umzusetzen oder die Pflege der Kinder genauer ins Auge zu fassen. Hier kann man mit der eigenen Motivation viel erreichen. Ich empfand die Zusammenarbeit mit dem Team als gut, auch wenn es nicht immer einfach war und ich mich der einen oder anderen Konfrontation stellen musste. Und manchmal musste ich mich selbst an der Nase fassen, damit ich mich von der Trägheit der Mitarbeiter nicht anstecken ließ. Von Vorteil ist es, wenn man sich bereits an das ugandische Zeitgefühl etwas gewöhnt hat, und sich an die dortigen Lebensgewohnheiten angepasst hat. Es geht nicht immer alles sofort, weil vieles nicht verfügbar ist und es braucht manches Mal auch etwas länger, um Ideen umzusetzen.
Als sehr aufschlussreich empfand ich den generellen Einblick in die verschiedenen Projekte von „Kindern eine Chance“. Mir wurden einige Schulen mit und ohne Unterstützung der Organisation als Vergleich gezeigt. Es ist oft sehr tragisch unter welchen Umständen öffentliche Schulen geführt werden. Die Fahrten mit der Sozialarbeiterin zu den Kindern nach Hause gingen mir auch sehr nah. Plötzlich ist man mitten im einfachen Landleben der Einheimischen und sieht die armen Familienverhältnisse und die Schicksale der Menschen vor Augen. Aber so lernt man die Gesamtsituation in Uganda besser kennen und man begreift, wie viel „Kindern eine Chance“ bewirkt.
Nochmals DANKE für die schöne Zeit!