23.03.2010
2010 - Woche 1: Der erste Eintrag
Liebe Freunde von KINDERN EINE CHANCE
wir schicken euch ganz herzliche Grüße von allen Patenkindern und allen, die hier in Uganda wunderbare Arbeit für „Kindern eine Chance“ bzw. „ A Chance for Children“ leisten. Wir schreiben dies, weil wir in allen Willkommensreden und Willkommensliedern, von denen es einige in der letzten Woche gab, immer wieder erwähnt wurde. Österreich und alle, die dort ihren Beitrag für „Kindern eine Chance“ leisten, sind in Zigoti ständig präsent. Danke!
Die erste Woche in Uganda
Wir sind nun seit nicht einmal einer Woche wieder hier in Uganda und schon haben wir das Gefühl, nie weg gewesen zu sein.
Über unsere genaue Ankunft wusste nur Ian Bescheid und er hat wirklich dicht gehalten. Als wir, ziemlich übermüdet, am 5.1. unser Zimmer verließen (wir sind um 6.00 Uhr morgens in Zigoti angekommen und haben keine zwei Stunden geschlafen), war das Hallo sehr groß. Wir wohnen ja auf der Farm und hier ist ab 8.00 reger Betrieb. Julius, James und Abdul haben bereits die Beete umgegraben, Muzafalu, Archilles und Herbibu haben die Tiere versorgt. David, unser Farmarbeiter, war gerade bei den Schweinen und hat unsere 4 neugeborenen Ferkel versorgt, als wir ihn überraschten. Alle haben sich sehr gefreut uns zu sehen und die Burschen haben alle sofort gefragt, wie es denn ihren Paten geht. „How is Austria and how is my sponsor?“ ist die Frage, die wir wohl am häufigsten in den letzten Tagen gehört haben.
[ferkel in zigoti] Auf der Farm läuft alles gut. Wir haben mittlerweile 12 Ferkel, 4 Schweine, 2 Kühe, ein Kalb und 4 Ziegen. Es gibt es jetzt 4 Hasen, leider haben die Erstgeborenen Junghasen nicht überlebt, aber wir sind guter Dinge, dass beim nächsten Wurf alles gut wird. Unsere rund 80 Hühner legen im Schnitt 60 Eier täglich, wovon wir einen Teil verkaufen und einen Teil den Kindern geben. Unsere Kuh, die vor einigen Wochen kalbte, gibt ca. 8 Liter Milch am Tag. Auch hier bekommen die Kinder einen Teil, während der Rest verkauft wird. Schließlich soll die Farm sich zum Großteil selbst erhalten, sodass die Kinder sehen, wir man richtig wirtschaftet. Josephine, unsere Farmmanagerin, teilt die älteren Kinder jetzt in den Ferien gut zum Mitarbeiten ein, und so kann die Saatzeit gut genutzt werden. Eigentlich sollte jetzt die beste Zeit zum Anbauen sein, aber der Klimawandel zeigt auch in Uganda seine Auswirkungen und so regnet es nach wie vor fast jeden Tag zumindest einmal.
Nachdem wir also alle auf der Farm Aktiven bereits mit unserer Anwesenheit überrascht hatten, gingen wir natürlich auch gleich in die St. Mary’s School. Hier hat sich wahrlich viel getan. Mittlerweile steht ein kleines aber schönes Administrationsgebäude, [ian] wo Ian, Direktor Cesar und die Direktorin der Senior School, Christine, ihre Büros haben. Außerdem gibt es endlich ein Konferenzzimmer für die Lehrer. Wie es sich gehört, hängt ein Bild vom König von Buganda im Büro, ein Foto von Ian im Anzug (ein wichtiges Zeichen für Ian und seine Landsleute, dass er einen guten Job hat) und ein Foto von uns mit dem hiesigen Landeshauptmann. Aber nicht nur äußerlich macht das Büro was her. Auch der Inhalt stimmt. Endlich gibt es Ordner mit den Kinderdatenblättern und die Direktoren haben die Klassenbücher und die Buchhaltung sorgfältig aufgeräumt. Neben diesem neuen Gebäude ist auch die von uns finanzierte Latrine fertig, die neben genug Toiletten auch einige Wachkabinen für die Mädchen beheimatet. Bis vor kurzem wuschen sich die Mädchen nämlich noch im Freien. Unsere „geheime“ Anreise hatte ja auch den Sinn herauszufinden, wie es denn so aussieht, wenn wir nicht da sind. Wird wirklich aufgeräumt? Sind die Moskitonetze in Gebrauch? Wird die Bibliothek auch in den Ferien genutzt? Wir sind sehr stolz, dass wir alle diese Fragen mit Ja beantworten können.
Das Wichtigste sind natürlich die Kinder und denen geht es sichtlich gut. Natürlich haben wir bis jetzt vor allem die gesehen, die in der Schule bzw. der näheren Umgebung leben, aber das sind immerhin rund 70, und die sind alle wohlauf. Gemäß der Jahreszeit gab es einige Fälle von Malaria, die aber alle behandelt wurden und gut überstanden sind. Stefans Bruder Wilfrid hat in den vergangen 2 Monaten einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Englischkenntnisse geleistet (jeden Abend gab es eine Session von „Mr. Duncan“, einer 10 minütigen Serie zum Englisch Lernen) und so können wir uns mittlerweile mit den Kleinen der ersten und zweiten Klasse richtig unterhalten. Wunderbar!
[Die_alte_Schule_in_Butimba] Gleich zu Beginn haben wir auch Bongole besucht, wo wir ja eine neue eigene Schule aufbauen wollen. Bongole liegt ca. 11 km im Landesinneren in einer sehr armen Gegend. Der Bau des Schulgebäudes geht gut voran und jetzt in den Ferien wird auch auf den Feldern hart gearbeitet. Als Teil des Arbeitsprogramms für die Senior Schüler, sind dort im 10 Tages-Rhythmus Jugendliche aus Zigoti vor Ort. Den Anfang machte eine Gruppe von 10 Burschen, derzeit sind 10 Mädchen dort. Sie bestellen die Felder, sodass wir Bohnen und Mais anpflanzen können. Die Jugendlichen wurden von Josephine, die sich die Felder genau anschaute und die Bepflanzung geplant hat, gut eingeschult. Ein lokaler Bauer beaufsichtigt nun die Arbeit bzw. unterstützt dort, wo es nötig ist. Eine Köchin aus Zigoti ist mit vor Ort, um die jungen Leute zu versorgen und auch zu beaufsichtigen. Wir sind nach wie vor überzeugt, dass wir in Bongole genau in der richtigen Gegend etwas Neues aufbauen wollen. Die Leute dort sind sehr hilfsbereit und kooperativ und wissen unseren Einsatz zu schätzen. Ganz zu schweigen davon, dass es hier bis jetzt nur eine Schule gab, die heillos überfüllt und überfordert ist.
Versprechen muss man halten
Auch ein Besuch in Madudu stand schon in der ersten Woche an.
In Mubende endet die asphaltierte Straße, dann sind es noch 25 Kilometer auf der von der Regenzeit schwer gezeichneten Sandstraße bis nach Madudu. Hier ist Father Joseph zuhause. Mittlerweile sind es knapp 70 Kinder die wir gemeinsam mit ihm unterstützen. Um die Patenkinder hier zu besuchen muss man aufs Motorrad umsteigen. Um die am weitesten entfernt lebenden Kinder zu besuchen brauchen wir nochmals etwa eine Stunde und 15 Minuten. Immer vorausgesetzt, dass es nicht regnet, denn dann sind manche der Wege überhaupt nicht mehr zu befahren.
Bei unserem Besuch im August zeigte uns Father Joseph auch eine Gemeinde die ihm besonders am Herzen liegt: Butimba. Hier fühlt man sich wirklich wie am Ende der Welt. Die Schule besteht aus ein paar Holzpfosten mit einem löchrigen Blechdach. Praktisch keiner der Bewohner hier spricht Englisch, die Amtssprache Ugandas. Der größte Wunsch der Menschen hier war eine echte gemauerte Schule zu bekommen, in der man auch in der Regenzeit unterrichten kann. Im August gaben wir dann vielleicht etwas voreilig das Versprechen, eine Schule zu bauen, wenn die Dorfgemeinschaft die notwendigen 12.000 Ziegel herstellt.
Nun war es soweit, Father Joseph erzählte uns, ein Großteil der Ziegel sei gebrannt, nur der Transport konnte noch nicht bewerkstelligt werden.
Also machten wir uns auf nach Butimba. Father Joseph nahm Alex, unserem Baumeister, auf den Sozius und Gabi und Stefan fuhren auf dem gemieteten Motorbike. Bei strahlendem Sonnenschein ging es los. Erst jetzt wurde uns so recht bewusst, was das für eine logistische Herausforderung sein würde all das notwendige Baumaterial über diese gerade mal mit dem Motorrad zu bewältigenden Wege nach Butimba zu bringen.
Dort angekommen wurden wir von der halben Dorfgemeinschaft schon erwartet. Sind über ganz Uganda gerechnet 50% der Bevölkerung unter 15 Jahren, scheinen es hier nochmals mehr Kinder zu geben. Knapp 200 Kinder waren im letzten Jahr hier in der Schule, deren Betrieb aber nur sehr sporadisch funktionierte. Father Joseph rechnet mit durchaus der doppelten Zahl, wenn der Schulbetrieb zukünftig wirklich geregelt ablaufen wird. Über 30 Kinder starben in den letzten 2 Monaten der Regenzeit hier an Malaria. Es gab einfach keine Medikamente, und selbst für jenen die das Geld hätten, um sich in der nächsten Gesundheitsstation behandeln zu lassen, ist diese in der Regenzeit kaum zu erreichen.
[Hier_soll_die_neue_Schule_entstehen] Die Besprechungen in Butimba begannen, der Bauplatz wurde festgelegt, die Größe des ersten Schulgebäudes bestimmt, und nochmals klargelegt, dass wir von Seiten der Dorfgemeinschaft tatkräftige Mitarbeit erwarten. Alex begann mit Schnüren die Fundamente zu kennzeichnen, während wir noch dorthin fahren wollten, wo die Ziegel sein sollten. Glaubten wir in Butimba bereits am Ende der Welt zu sein, wurden wir eines besseren belehrt. Es ging weiter 15 Minuten einen Hügel hinab, bis wir endlich die kleinen Ziegelmeiler erreichten. Ein europäisches Vorstellungsvermögen ist schlichtweg überfordert sich hier einen Pickup-Truck vor zu stellen, der diese Ziegel zum Bauplatz bringt. Selbst einen Pickup nach Butimba zu bringen erscheint schon an der Grenze des Möglichen, aber Father Joseph und Alex sind zuversichtlich, dass das klappt.
Wie auch immer, ein gegebenes Versprechen muss man halten. Auf der Rückfahrt vom Ziegelweiler nach Butimba beginnt es zu regnen. In Butimba angekommen schüttet es aus Kübeln, für Jänner etwas wirklich Außergewöhnliches. Man hat uns etwas gekocht. Wir essen während wir hoffen, dass der Regen aufhört. Die Vorstellung, hier in Butimba zu bleiben und auf dem Lehmboden zu schlafen, ist auch nicht die angenehmste. Endlich lässt der Regen nach. Alex muss die Dorfgemeinschaft noch instruieren, was bis zum nächsten Besuch gemacht sein sollte, ehe wir hoffentlich mit einem Pickup und Zement wiederkommen.
Father Josephs Motorrad ist eine Crossmaschine, er wird wohl schneller als wir vorankommen, also fahren wir voraus. Ein Fehler, wie sich später herausstellen wird. Die Rückfahrt wird zur Odysee. Einmal falsch abgebogen und schon ist man verloren. In den Senken steht das Wasser oft 30cm tief. Die Hügel aufwärts sind die ausgeschwemmten Wege mit den Reifen, die nur noch die Andeutung eines Profils aufweisen, nicht zu bewältigen. Dreieinhalb Stunden später sind wir bis auf die Haut durchnässt und am Ende unsere Kräfte endlich wieder in Madudu. Es wird wirklich eine Herausforderung, dort in Butimba eine Schule zu bauen.
Ferien in Zigoti
[patenpost] Seit Montag sind nun 21 Kinder aus Madudu in Zigoti im Ferienlager. Wir haben ja im Sommer erstmals so ein Lager durchgeführt und der Erfolg damals hat uns zur Fortsetzung bewogen. Father Joseph hat 17 neue Kinder ausgewählt, die nun zum ersten Mal ihre Heimat verlassen haben, um eine Woche unbeschwerter Kindheit zu erleben. 4 Kinder sind bereits zum zweiten Mal dabei, die aus besonders schwierigen Verhältnissen kommen. Der Anfang war schon mal sehr geglückt und wir werden euch beim nächsten Mal berichten, wie das Ferienlager verlaufen ist. So wie die Kinderaugen am Montag beim Schlafengehen gestrahlt haben, kann es nur eine gute Woche werden!
Wir wünsche euch auch eine Woche voller Freude!
Herzliche Grüße aus Uganda,
Stefan und Gabi mit allen Patenkindern und Mitarbeitern!