12.06.2016
2016 - Bericht von Anna
Abschlussbericht
Dreieinhalb Monate Bongole – spannend, herausfordernd, aber absolut lohnenswert.
Beeindruckt war ich gleich zu Beginn von der Geduld der Ugander: nachdem ich zweieinhalb Stunden zu spät aus dem Flughafengebäude gekommen bin, haben zwei Kollegen und zehn Schüler ohne jegliche Anzeichen von Demotivation auf mich gewartet! Natürlich war auch Kathi mit dabei, wie ich eine Volksschullehrerin, mit der ich meine restliche Zeit hier in Uganda verbringen durfte. Kurz darauf sind wir auch schon in Bongole angekommen und ich war sofort begeistert von der Landschaft, unserem etwas abgelegenen Häuschen neben einem Ananasfeld. Ich hatte nur kurz Zeit mich einzugewöhnen, da aufgrund der ugandischen Präsidentschaftswahlen, der Beginn des Schuljahres verschoben werden musste und so verbrachten Kathi und ich meine erste Woche in Uganda in der Christoph-Bettermann Schule in Zigoti. Dort hatten wir Gelegenheit die Kinder kennenzulernen, die im neuen Term in die Volksschule in Bongole wechseln sollten.
Dann ging es zurück nach Bongole. Anstatt wie geplant erstmal alle Klassen zu besuchen und den Lehrern beim Unterrichten zuzuschauen, lernte ich gleich eine wichtige Lektion, die mich während meines Aufenthaltes begleitete: Es kommt oft anders als man denkt und Flexibilität und Geduld sind zwei wichtige Eigenschaften, die man sich aneignen sollte. Aufgrund der Wahlen kamen nämlich leider nicht alle Lehrer pünktlich zu Schulbeginn zurück in die Schule und so mussten wir in der ersten Woche bereits viel unterrichten. Es war eine große Herausforderung, spontan Stunden in Klassen mit über 40 Kindern zu halten, die man nicht kennt und die nicht alle perfekt Englisch sprechen. In der zweiten Woche sind wir dann aber auch zum Zuschauen gekommen und haben beschlossen, dass wir uns erstmal auf den Lese- und Schreiberwerb und grundlegende Mathematikkenntnisse konzentrieren.
Vormittags habe ich hauptsächlich in der Middle Class verbracht, mit der Lehrerin dort zusammengearbeitet und ihr gezeigt, wie andere Sozialformen, verschiedenste Methoden und Materialien in der Klasse umgesetzt werden können. Außerdem war es mir ein großes Anliegen, dass zwei der Integrationskinder besondere Aufmerksamkeit bekommen. Deswegen habe ich der Lehrerin verschiedene Möglichkeiten gezeigt, wie die zwei Kinder im Rollstuhl gut in der Klasse, auch bei Spielen, integriert werden können.
Zudem habe ich mit dem Social Studies Lehrer (vergleichbar mit unserem Sachunterricht) Lehrer der höheren Klassen zusammengearbeitet und ihm mit Anschauungsmaterialien und Methoden aus dem Bereich Geographie weitergeholfen.
Nachmittags habe ich mich meistens mit der Lehrerin der Middle Class getroffen, die Stunden nachbesprochen, zusammen den nächsten Tag geplant, neue Materialien erklärt und erstellt, das Klassenzimmer gestaltet oder mit einzelnen Schülern aus dem Internat zusammen gelernt.
Natürlich war es auch nicht immer leicht, es kommt doch auch öfters zu Meinungsverschiedenheiten und auch das Thema Pünktlichkeit ist nach wie vor ein Problem bei einigen Lehrern.
Für Kathi und mich war es immer sehr hilfreich und schön, abends unsere Erfahrungen auszutauschen und sehr viele Ideen, die wir dann umgesetzt haben, sind gemeinsam entstanden. So haben wir auch zusammen einen Workshop ausgearbeitet, wobei wir uns vor allem auf Lese- und Schreiberwerb und alle möglichen Bereiche in Mathematik konzentriert haben. Außerdem sind wir auch auf die Unterrichtsvorbereitungen der ugandischen Kollegen eingegangen und haben versucht die Lehrer bezüglich einiger Übungen für Kinder zu sensibilisieren, die Lernprozessen eher entgegenwirken als förderlich sind. Vormittags haben wir den Lehrern beim Unterrichten zugeschaut und konnten damit im Workshop auch auf die Probleme eingehen, die die Lehrperson, bzw. die Schule besonders betreffen.
Die Internatskinder habe ich sofort in mein Herz geschlossen! Mit ihnen haben wir jedes zweite Wochenende verbracht und alles Mögliche Spannende erlebt: Staffelspiele, Schnitzeljagd, Wanderungen, Lagerfeuer, Gitarren- und Trommelsessions etc. Und auch nachmittags sind die Kinder immer zum Malen, Spielen oder Lieder singen vorbei gekommen. In „Notlagen“ waren sie ebenso immer sofort zur Stelle, sei es um Fledermäuse bei uns im Haus zu fangen oder auch zu zeigen, wie man die Wäsche richtig mit der Hand wäscht!
Auch ansonsten habe ich meine Zeit in Bongole sehr genossen! Unsere gemütliche Terrasse, von der man wunderbar den Sonnenuntergang sehen kann, die Ruhe, die man hat, abgesehen von allen möglichen (Klein-)Tieren, und auch entspannte Abende im Dorf, wenn wir am Lagerfeuer gegessen oder Tee getrunken haben! Außerdem fand ich es super spannend, mal nicht einfach kaufen zu können, was man möchte, sondern nur das zu bekommen, was gerade reif ist, bzw. was die Läden in Bongole gerade haben. Da wird man erfinderisch, was das Kochen anbelangt!
Mit den anderen Volontären war es auch immer wieder spannend, Erfahrungen auszutauschen und natürlich auch gemeinsam Uganda zu entdecken!
Bongole – ich werde dich nie vergessen! Hoffe, bald mal wieder vorbeizukommen!
Anna Krappmann, Mai 2016