23.03.2011
2011 - Erster Eintrag: Es macht Sinn
Es macht Sinn
Heute auf den Tag genau vor drei Jahren kam ich das erst Mal nach Zigoti. Vier Monate später war KINDERN EINE CHANCE gegründet. Es waren sicher die drei intensivsten Jahre meines Lebens. Ich bin oft gefragt worden, ob es überhaupt Sinn macht sich in einem Land wie Uganda zu engagieren, wo doch soviel im Argen liegt, Korruption allgegenwärtig ist und man doch gar nicht weiß wo man anfangen soll zu helfen.
Heute, drei Jahre nach dem Beginn unseres Projektes weiß ich - es macht Sinn. Und wenn morgen hier alles zusammenbrechen würde, ich würde es nicht bereuen gemeinsam mit so vielen von Euch aktiv geworden zu sein. Wir konnten weder groß die Welt noch Uganda verändern, aber wir konnten für einige Kinder ganz konkret etwas tun.
[Mercy_mit_Operationsnarbe]
Es war heute Morgen gerade hell geworden als ein Motorradtaxi hier auf die Farm kam. Noch etwas schlaftrunken kam ich aus dem Zimmer. Draußen stand Mercy gemeinsam mit ihrem Vater. Mercy (Bild links) ist ein kleines Mädchen das ich im Sommer kennenlernte. Mercy litt an einer Zyste am Herzen. Ihre Familie hatte all ihr Hab und Gut verkauft um die Medikament zu bezahlen. Nichts hatte geholfen. Ihr ganzer Korpus war aufgeschwollen, sie atmete schwer und wirkte apathisch. Die Ärzte hatten gesagt nur eine Operation könne Mercy noch retten. Eine Operation die sich die Familie nicht mehr leisten konnte. Der Vater hatte alles probiert um Geld auf zu treiben. Fast hätte er aufgegeben als er von KINDERN EINE CHANCE hörte und zu uns kam. Dankbar und fast stolz zeigte er mir heute die Narbe auf Mercys Brust. Die Operation die wir aus Mitteln des medizinischen Notfallfonds finanzieren konnten war erfolgreich. Und Mercy strahlt wieder.
Habibu baut ein Haus
Die letzte Regenzeit hat der grasgedeckten Hütte der Großmutter von Boneventula, Bridget und Brenda arg zugesetzt - in unserem Film "Unsere Arbeit in Uganda" könnt ihr die Familie und das alte Haus sehen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit dass diese drei Patenkinder mitsamt ihrer Großmutter obdachlos werden. Und die Gesundheit der Oma lässt es auch nicht zu, dass sie den Bau eines neuen Hauses angeht.
Erst wollten wir ihr auf ihrem winzigen Grundstück ein neues kleines Haus bauen, doch nun sind wir von diesem Plan abgekommen. Der Grund dafür ist folgender. Die Familienverhältnisse sind so undurchsichtig, dass niemand weiß, wer nach dem Tod der Großmutter das Grundstück übernehmen wird. Es ist leicht möglich, dass der Erbe dann das Grundstück samt dem von uns gebauten Haus verkauft, und die Kinder irgendwelchen Nachbarn überlässt. Also haben wir beschlossen, das direkt angrenzende Grundstück, das zum Verkauf stand zu erwerben, und auf diesem ein kleines Haus zu bauen, und der alten Frau dann darin das Wohnrecht zu geben. Um das Sinnvolle mit dem Nützlichen zu verbinden haben wir uns auf ein Experiment eingelassen. Habibu, unser fleißigster Helfer auf der Farm, der derzeit dank seines Paten eine Ausbildung als Maurer machen kann, hat noch ein paar Wochen Ferien. Nun darf er seine erlernten Fähigkeiten unter Beweis stellen. Er ist Chef des aus einigen unserer Jugendlichen bestehenden Bautrupps, die dieses Haus bauen sollen.
Habibu (Bild unten, rotes T-Shirt) ist mächtig stolz, und ich denke er wird in den nächsten Wochen unheimlich viel lernen können. Denn wie in so vielen Bereichen besteht die Ausbildung auch bei ihm zu einem guten Teil vor allem aus dem Auswendig-Lernen von irgendwelchen Dingen und kaum praktischem Unterricht. Als wir heute dieses Projekt in Angriff nahmen muss ich gestehen hatte ich irgendwann mal kurz Zweifel ob es eine gute Idee war - aber es wird schon werden. Außerdem hab ich Gelegenheit meine Kenntnisse als Bautechniker wieder mal auf zu frischen, und wir bauen ja keinen Palast, sondern ein einfaches Haus. Und besser als die jetzige Hütte in der Bridget, Brenda und Boneventula jetzt leben wird es allemal.
Die ersten Tage in Uganda
Die 5 Tage die ich nun hier bin sind wie im Flug vergangen. Obwohl ich ständig unterwegs war bin ich noch lange nicht überall gewesen, wo KINDERN EINE CHANCE aktiv ist. Aber Basil in St. Agnes habe ich besucht, dort ist alles gut. Da aber noch ca. 14 Tage Ferien sind in Uganda, habe ich keine Patenkinder getroffen. Aber Basil ist sehrzufrieden mit den Lernerfolgen unserer Schützlinge. Wir wollen als nächsten Schritt in St. Agnes eine kleine Bibliothek einrichten.
Natürlich war ich auch schon in Bongole, wo in der Ferienzeit vor allem die Landwirtschaft vorangetrieben wird. Auch habe ich einige Patenkinder daheim besucht und schon die ersten neuen Patenfamilien gemeinsam mit der Direktorin Ruth ausgewählt, die ab dem neuen Schuljahr unterstützt werden sollen. Aber davon und von vielen anderen Dingen gibt es demnächst mehr!