23.03.2011
2011 - Zweiter Eintrag: Viele Emotionen
Manchmal könnte man einfach nur heulen
Es sind Tage wie diese, die mir emotional einiges abverlangen. Erst bekomme ich die Nachricht, dass die Mutter eines Patenkindes verstorben ist. Sie war eine jener Frauen, denen wir eine Aids-Therapie ermöglicht hatten. Erst hatte es so ausgeschaut, dass es noch nicht zu spät für sie sei, doch nun ist sie im Krankenhaus, in das wir sie brachten, verstorben.
Dann lerne ich Nazziwa Annet kennen. Der zwanzigjährigen hat der Vater ihres Kindes beide Hände abgehackt. Am 30. November hatte der getrennt von ihr lebende stockbesoffene Mann das wenige Monate alte Kind der Mutter wegnehmen wollen. Als sie sich wehrte schlug er mit der Machete zu. Annet überlebte knapp. Ihr Vater hat praktisch all sein Hab und Gut verkauft um die medizinischen [Annet_web] Kosten bis jetzt zu tragen. Die Kosten für zwei Prothesen kann die Familie unmöglich aufbringen. Und ich wüsste auch nicht wer im Raum Madudu sonst das Geld dafür hergeben könnte. Ich weiß es ist nicht unbedingt unsere primäre Aufgabe Gewaltopfern zu helfen. Doch was sollen wir tun? Sollen wir Annet und mit ihr ihr Baby einfach sich selbst überlassen? Ich habe also Unterstützung aus dem medizinischen Notfallfond zugesagt. Noch diese Woche soll sie nach Kampala ins Mulagohospital gebracht werden und dort die zwei Prothesen bekommen.
Die Frauengruppe stellt sich vor
Maria ist eines unserer Vorstandsmitglieder hier in Uganda. Sie wohnt erst seit kurzem etwa 8 Kilometer entfernt von Zigoti. In Österreich würde man sagen sie ist eine kleine Vereinsmeierin, aber echt ok. Wie es ihrem Naturell entspricht hat sie sofort angefangen auch für ihre Nachbarn etwas zu organisieren, wovon die Gemeinschaft profitiert. Also wurde eine Frauengruppe gegründet, die witzigerweise von einem Mann (dem einzigen männlichen Mitglied der Gruppe überhaupt) geleitet wird. Bitte fragt mich nicht warum. Ich habe den Versuch aufgegeben hier alles zu verstehen. Aber eine Erklärung könnte sein, dass "Frauengruppen" in der Gunst potenzieller Geldgeber einfach höher stehen, und im Normalfall eh kaum mal jemand sich die Dinge näher anschaut.
Aber zurück zur männlich geleiteten Frauengruppe: Ich war heute die Gruppe besuchen um mir ihre Handarbeitsprodukte anzuschauen. Ketten, Körbe, Armbänder…..teilweise sehr nett. [Die_Frauengruppe_web] Natürlich werden mir noch reihenweise Kinder vorgestellt, die Halb- oder auch Vollwaisen sind, für die die einzelnen Mitglieder der Gruppe sorgen. Ich muss innerlich schmunzeln. Maria weiß genau, wie man es anstellt einem das Herz zu erweichen. Trotzdem nein, ich werde jetzt nicht einfach von jetzt auf gleich Unterstützung für die Kinder zusagen. Dafür verspreche ich, mich um Absatzmärkte für die Produkte der Frauen um zu sehen. Und dann geht’s wieder aufs Motorbike und weiter nach Bongole.
Ich besuche Bongole
Ruth die Direktorin der Schule in Bongole kommt mit einem Anliegen zu mir. Auch der eine Euro, den wir für Unterricht und Schulessen hier verlangen ist für die Kinder von Joseph und Bena zu viel. Joseph ist gelähmt. Seine Frau Bena bemüht sich so gut sie kann die Familie zu ernähren und schaffte es bis jetzt auch dieses minimale Entgelt aufzutreiben. Doch nun sind gleich zwei Unglücksfälle auf einmal eingetreten. Erst starb der Bruder Josephs und hinterließ 12 Kinder von 3 verschiedenen Frauen, für die Familie nun sorgen sollte. Dann erkrankte vor wenigen Wochen Edith, die 7 Jahre alte eigene Tochter, an schwerer Malaria. Und obwohl wir finanziell unterstützten, um das Kind behandeln zu lassen, verstarb es. Der Besuch an dem frischen Grab gibt mir den Rest. Natürlich werden wir der Familie auch den einen Euro erlassen und die Kinder weiter in unsere Schule gehen lassen.
[Ball_spielen_mit_Claudia_web] Nach Tagen wie diesen tut es gut abends mit den Kindern ein bisschen Ball zu spielen. Auch Claudia, das Mädchen das die Knieoperation hatte (roter Pulli, Bild links), ist dabei. Aus diesen Momenten schöpfe ich dann auch wieder die Kraft für die kommenden Tage. Denn Claudia und all die anderen fröhlichen Kinder um mich herum, zeigen mir ganz deutlich, wie sinnvoll unsere Arbeit hier ist.