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23.03.2011

2011 - Dritter Eintrag: Verstärkung

Verstärkung aus Österreich

Mittlerweile bin ich hier in Zigoti nicht mehr der einzige Muzungu (Weiße). Manuela und Elvira, zwei Krankenschwestern, und Leopold, ein pensionierter Pädagoge, sind nun für drei Monate hier, um unsere Arbeit zu unterstützen. Für unsere zwei „Nurses“ ging es gleich voll zur Sache. Sie sind im Internat untergebracht und haben vom ersten Tag an die Sache mit der Verbesserung der Hygiene sehr ernst genommen. Da werden die Toiletten geschrubbt, Handwaschbecken vervollständigt, aber auch Moskitonetze repariert und die allgemeine Sauberkeit im Schulhof unter die Lupe genommen.

Dank ihrer musikalischen Begabung, die Elvira hartnäckig leugnet, hat der Flötenunterricht auch wieder begonnen.

Darüber hinaus haben sie die medizinische Versorgung der Kinder übernommen und versuchen auch unsere Internatsleiterin wieder für die Wichtigkeit von genügend Trinkwasser und Bettruhe bei kranken Kindern zu sensibilisieren. Auch Krankenhausbesuche standen an. Besonders freut es mich, dass sie sich sofort rührend unserer behinderten Maria (Bild Mitte) angenommen haben und sie regelmäßig besuchen. Es ist doch noch mal etwas anderes wenn Fachfrauen das machen. Maria macht übrigens enorme Fortschritte. Sie kann schon fast alleine stehen und mit Unterstützung gehen. Kein Vergleich dazu wie sie vor zwei Jahren nur am staubigen Lehmboden in der Hütte lag. Nächste Woche wird abgeklärt, ob wir sie in ein Behinderteninstitut bringen werden. Aber zuerst müssen wir auch selbst diese Einrichtung besuchen. Dann werden wir weitersehen.

Behinderteneinrichtung  Ja oder Nein

[Mauela_mit_Maria] Oft werden behinderte Kinder hier in Uganda praktisch versteckt. Die Familie sieht es manchmal als Schande ein behindertes Kind zu haben. Nicht selten macht sich der Vater nach der Geburt eines solchen Kindes aus dem Staub. Wir haben neulich eine ganze Liste von Kindern von der Diözese bekommen, für die sie nicht die erforderlichen Mittel haben um sie zu betreuen. Die meisten davon sind taub bzw taubstumm. Wir haben uns dann gleich daran gemacht das einzige „Institut“ das es für diese Kinder im Distrikt gibt und das uns von der Zuständigen der Diözese empfohlen wurde zu besuchen. Das war eine ziemliche Ernüchterung. Es wurde von einem Priester vor 5 Jahren gegründet. Auf engstem Raum leben hier während der Schulzeit 50 Kinder und Jugendliche. Unterrichtet wird in Abstellkammer-großen und finsteren Verschlägen. Lehrmaterial ist de facto nicht vorhanden. Derzeit wird renoviert, das heißt in einigen der Räume kommt zumindest Putz an die Wände. Sowohl unsere Krankenschwestern als auch ich sind uns nicht sicher, ob wir hier Kinder hinschicken wollen. Aber das bringt uns wieder zu einer Frage die wir schon öfter hatten. Wollen und sollen wir versuchen hier eine eigene Schule für Kinder mit Handicap aufzubauen?

Die Option, die vorhandene Einrichtung zu unterstützen haben wir eigentlich schon verworfen. Zu undurchsichtig sind Organisation und Finanzen, und schlussendlich hätte unsere Organisation auch keinerlei Einfluss darauf wie die Einrichtung geführt wird. Schon mehrfach wurde das Anliegen einer Behinderteneinrichtung von den öffentlichen Stellen an uns herangetragen. Aber schaffen wir es, die grob geschätzt 50.000 Euro auf zu treiben, um eine solche Schule auf zu bauen und die Finanzen um sie langfristig zu betreiben? Und noch wichtiger, finden wir hier vor Ort die richtigen Leute, die so eine Einrichtung überhaupt führen können?

Ein erster Schritt ist jetzt auf alle Fälle die Kontaktaufnahme mit der Ausbildungsstätte für Lehrer für Kinder mit besonderen Bedürfnissen hier in Uganda. Dann werden wir weiter sehen.

Besuch von Noah

[Mein_Freund_Noah] Ich genieße es abends hier auf unserer kleinen Veranda auf der Farm zu sitzen und den Gedanken freien Lauf zu lassen. Häufig kommen dann noch Leute die um irgendeine Unterstützung bitten. Das reicht von Großmüttern mit ihren verwaisten Enkeln, die um Aufnahme ins Projekt bitten, bis zu erwachsenen Männern die um die Finanzierung einer Videoausrüstung ansuchen um ein Geschäft auf zu bauen. Das sind Dinge die ich gleich ablehnen muss, da es einfach nicht unsere Aufgabe ist. Andere wiederum bitte ich einfach am nächsten Tag ins Büro unserer Organisation zu kommen. Und manchmal bekomme ich einfach nur Besuch der mich sehen will wie von meinem kleinen Freund Noah.

Ich habe ihn schon letztes Jahr kennen gelernt. Der Kleine ist 7 Jahre alt. Ich weiß nicht was es war, vielleicht Knochen-Tuberkulose, auf alle Fälle hat Noah einen Buckel wie der Glöckner von Notre Dame und hat es daher nicht leicht. Wenn er zu mir kommt setzt er sich zuerst ein wenig abseits und wartet bis ich ihn herwinke und ihn auf den Schoß nehme. Wenn ich dem Mangelernährten dann noch ein oder auch zwei Scheiben Toastbrot gebe strahlt er über das ganze Gesicht, und sein und vor allem auch mein Tag ist gerettet.