23.03.2009
2009 - Woche 5: 22. bis 31. August
Ein Ferienlager, das KINDERN EINE CHANCE gibt
Unser Engagement in Zigoti und Madudu hat in etwa zeitgleich vor 1,5 Jahren begonnen. Von Anfang an war aber klar, dass man die beiden Projekte nicht vergleichen kann. In Zigoti gab es immer schon eine Schwerpunktschule (St. Mary’s), die von einem Großteil der unterstützten Kinder besucht wird, und außerdem haben wir hier die Farm, auf der viele Kinder mitarbeiten und die in den Ferien ein richtiger Anlaufpunkt für die kleinen ist, die hier ausgelassen spielen können. In Madudu leben unsere Patenkinder weit verstreut, sie kennen sich nicht alle untereinander und besuchen unterschiedliche Schulen. Father Joseph besucht die Patenkinder regelmäßig, kümmert sich um die wichtigsten Bedürfnisse der Kinder und ihrer Familien und bezahlt auch die Schulgebühren. Wann immer wir in Uganda sind besuchen wir die Patenkinder in Madudu. Aber natürlich kann aufgrund einzelner Besuche keine so große Beziehung aufgebaut werden wie hier in Zigoti. Die Kinder in Madudu liegen uns genauso am Herzen wie die Kinder in Zigoti oder St. Agnes und jedes Mal, wenn wir mit Father Joseph unterwegs sind, sind wir von der Armut und den oft unwirklichen Lebensumständen der Familien berührt. Zwei Mädchen aus Madudu, Sarah Nabankema und ihre Schwester Prossy Nakyeune besuchen seit letztem Trimester ja die St. Mary’s School, da die Mutter sich aufgrund ihrer Krankheit nicht mehr um sie kümmern kann. Die positive Entwicklung der Mädels ist wirklich beeindruckend. Lieber als die Kinder von den Eltern oder Caretakern zu trennen ist uns aber natürlich schon, wenn sie daheim wohnen können. Aber den Kindern einmal etwas anderes als ihren oft tristen Alltag zu zeigen, das haben wir uns schon oft gewünscht.
Das Buddysystem erleichtert den Einstieg
Diese Ferien haben wir nun genutzt, um ein Ferienlager für die ärmsten Patenkinder aus Madudu zu organisieren. Father Joseph hat 14 Kinder zwischen 10 und 17 Jahren ausgewählt, die einen „Klimawechsel“ wohl am Dringendsten benötigen. Abbery Nsubuga, Paul Kalunda, Ronald Ssensumbi, Peter Sifa, Archilles Sseromu, John Ssebakka, Benon Turyakira, Peace Nukiamanya, Everin Tushmerirwe, Anna Rhoda Najunko, Judith Nakiyinga, Julius Matovu, Sarah Robina Nakibuuka und Bernard Naftal wurden also am Montag von uns in Madudu abgeholt und nach Zigoti gebracht. Die Reise war schon ein Erlebnis für sich, sind doch fast alle der Kinder zum ersten Mal in einem Auto gefahren bzw. haben erstmals eine asphaltierte Straße gesehen (Peter Sifa hat Father Joseph berichtet, dass die Straße angemalt war, denn er war sehr verwundert dass die ihm bekannten roten Sandstraßen auf einmal schwarz waren…).
Unsere Kinder in Zigoti haben wir auf die Besucher vorbereitet. Wir führten ein „Buddy-System“ ein, wo 14 Kinder von hier je einem der Besucher zugeteilt wurden. So war beispielsweise Abdul der direkte Ansprechpartner für Bernard, Vincent Mukasa kümmerte sich um Peter, Bena teilte sogar ihr Bett mit Peace und Juliet Nansikombi und Judith freundeten sich wirklich richtig an. Die Freunde stellten sich in einem Lied vor und bald waren die Besucher bestens integriert. Klar, man merkte immer einen Unterschied zwischen den Kindern aus Madudu und Zigoti. Die Kinder hier sind viel aufgeschlossener, sprechen recht gut Englisch, haben keine Scheu mehr vor den weißen Erwachsenen. Aber die Madudu Kinder genossen die Aufmerksamkeit, die ihnen zuteil wurde sehr und entdeckten die neue Umgebung mit großer Neugier. Besonders wertvoll waren neben den neuen Freundschaften vor allem das regelmäßige und abwechslungsreiche Essen (Daheim essen die Kinder einmal am Tag und dann täglich dasselbe: Maisbrei mit Bohnen, in Zigoti gab es auch Reis und Kochbananen und einmal sogar Fleisch), das saubere Trinkwasser und die feinen Betten, in denen sie schlafen konnten.
Die Jiggars (Sandflöhe) werden entfernt
Auch medizinisch wurden sie versorgt. 5 der Buben waren schwer von Sandflöhen (Jiggars) befallen. Das klingt im ersten Moment vielleicht nicht schlimm, ist aber wirklich grausig. Sandflöhe sind kleine schwarze Krabbeltiere, die sich in den Fußsohlen und manchmal auf Fingerspitzen einnisten. Das passiert in armen Haushalten, die nicht sauber gehalten werden. Vor allem Peter, Paul und Ronald waren betroffen. In Zigoti hat sich die Krankenschwester gemeinsam mit einigen Senior Schülerinnen der Patienten angenommen. In mühevoller Fitzelarbeit wurden die Tiere mit Nadeln aus den Füßen gezogen. Die Buben haben die Schmerzen sehr sehr tapfer ertragen. Es hat sicher weh getan, aber schon am nächsten Tag hat man deutlich gesehen, dass es den Burschen besser geht. Die Tiere rauben dem Körper viel Energie und auch das Gehen und Laufen ist sehr schmerzhaft.
Für uns waren die 4 Tage mit den Madudu Kindern sehr bewegend. Zu sehen, wie die Kinder aufgelebt sind, wie sehr sie alles genossen haben, egal ob das Essen oder das Fußball-Spielen oder den Sportwettbewerb. Am Anreisetag waren die meisten total introvertiert und sehr ernst, bereits am zweiten Morgen haben uns lachende Kinder umarmt, uns an der Hand genommen und gezeigt, was sie gezeichnet haben. Am letzten Abend haben die Kinder aus Madudu sogar für die Zigoti Kinder gesungen. Alle waren traurig als die gemeinsame Zeit zu Ende ging. Wir haben viel diskutiert, wie es für die Kinder ist, wieder nach Hause in ihren tristen Alltag zu gehen. Wir hoffen, dass wir den Kindern zeigen konnten, dass es eben noch was anderes gibt, dass es sich lohnt, in die Schule zu gehen und zu lernen. Dass sie dann die Chance haben, ein besseres Leben aufzubauen. Benon, einer der ältesten der Besucher, und dennoch erst in Primary 7 hat mir Ende gesagt, dass er sich bemühen wird, in seiner Abschlussprüfung gut abzuschneiden. Und dann will er die Senior School in Zigoti besuchen. Vor dem Ferienlager hat er noch gedacht, dass er nie mehr als einen Primary Abschluss haben wird.
P.S. Das Ferienlager hat zwar die Woche dominiert, aber die Ankunft unserer 4 Ziegen soll nicht unerwähnt bleiben. Der von unseren Burschen gebaute Ziegenstall wurde in letzter Minute fertig und mittlerweile haben sich die 3 weiblichen und 1 männliche Ziege bestens eingelebt und werden gut von den verantwortlichen Jugendlichen gefüttert und gepflegt. In einem guten Jahr rechnen wir dann mit dem ersten Nachwuchs und somit dann auch mit Ziegenmilch.